Inspirierender Wettbewerb der Ideen

Venedig, Intensive Lab Session

Am 17. und 18. Oktober 2018 fand in Venedig bzw. in dessen Industriestadt Mestre ein Smarter Together-Workshop statt. Dieser wurde vom Projektpartner Energycities technisch ausgerichtet. Venedig ist sogenannte „Follower City“ von Smarter Together, hat sich also zur Aufgabe gestellt, zwar nicht das gesamte Projektprogramm konkret parallel zu den „Leuchtturmstädten“ umzusetzen, aber doch in Schwerpunkte konkrete Strategien und Pläne für die Umsetzung zu erstellen. Mestre fokussiert so auf eine vertiefte Partizipation der BürgerInnen, den öffentlichen Raum und E-Mobilität. Gerade Wiener Beispiele haben es unseren Projektpartnern angetan.
Und Venedig hat bereits konkrete Umsetzungsschritte getan, mehr als ursprünglich geplant war. Dazu hat wohl auch die Dynamik der Projekt-Zusammenarbeit zwischen Wien, München, Lyon und eben den „Follower Cities“ ihres beigetragen: Ein inspirierender Wettbewerb der Ideen.

Mestre, alter Stadtkern
SIMmobil in Mestre

Das Stadtviertel der Gazzerra

Mestre hat das etwas abseits liegende Stadtviertel der Gazzerra, nördlich der Bahnlinie und nördlich der Autobahn als Zielgebiet auserkoren. Die Gazzerra ist ein “typisches“ Stadtviertel mit seinen typisch italienischen Herausforderungen, die alle zusammenkommen: kaum regulierte Stadtentwicklung der 1970er Jahre, dichter Pendlerverkehr, Lebensgewohnheiten sowie die langjährige Erfahrung wohlklingender politischer Versprechungen, demnächst „etwas“ zu tun.
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Smarter Together-Besuchergruppe im Infobus
Straßenbild statt Autos

Die Stadt neu denken

Ein Neubaukomplex sozialer Wohnungen in der „via Mattuglie“ entspricht den neuesten bauphysikalischen Umweltstandards, allerdings schienen zwei Parkplätze pro Wohnung ein Muss. Andererseits sind aufgrund täglicher Staus auf der Hauptkreuzung im Grätzel verkehrsberuhigende Maßnahmen im öffentlichen Raum geplant. Diese wurden mit den BürgerInnen vorab diskutiert. Weniger Autos sollte ein E-Carsharing bringen. Dafür ist allerdings auch eine Verhaltensänderung der BewohnerInnen notwendig. Mit Malaktionen vor den Schulen wurde der wertvolle öffentliche Raum wieder den Menschen zurückgegeben und den Autos bewusst weggenommen. Auch ein Infomobil, ein alter, bunt bemalter Autobus der lokalen Verkehrsbetriebe, kommt seit Projektbeginn zum Einsatz und ist immer vor Ort, um allen AkteurInnen, den BewohnerInnen und den VertreterInnen der Stadtverwaltung einen Begegnungsort zu geben. Unterschiedliche Infomaterialien wurden erarbeitet und Befragungen der BürgerInnen durchgeführt.

Infomaterialien zur Mobilitätsbefragung
Vendedig - Mestre - Industriestadt - Gazzera

Wiener und andere europäische Beispiele

Die Venezianer haben sich vielfach vom Wiener Smarter Together inspirieren lassen. Das venezianische Infomobil ist eine lokale Übertragung der Idee des Wiener „SIMmobil“.

Bereits vorab wurden Wiener ProjektpartnerInnen ersucht, am Erfahrungsaustausch teilzunehmen und die Wiener Erfahrungen einer weiteren Gruppe lokaler PartnerInnen zu präsentieren. Dank EU-Förderungen war das auch im Rahmen möglich.

Lukas Oberhuemer und Daniela Fiedler, MitarbeiterInnen der wohnbund:consult , konnten ihre Mediationserfahrungen mit dem E-Carsharing-Modell in der Wohnhausanlage der BWSG in der Hauffgasse in Simmering präsentieren. Neben rechtlichen oder finanziellen Fragen waren insbesondere jene Aspekte, die die Kommunikation mit und Partizipation seitens der BewohnerInnen betraf, für die Gastgeber relevant.

Jana Hann von der GB* lieferte inspirierende Ideen zu Partizipationsprozessen, Bojan Schnabl, die Wiener Städtische, strategische und „Good Governance“-Perspektive.
Auch Teilnehmende aus München, Santiago und Sofia trugen ihre vielfältigen und spannenden Erfahrungen zum Diskurs bei.

Smarter Together, ein Katalysator für Innovationsprozesse

Für internationale Gäste war insbesondere das Engagement, die zukunfts- und dialogorientierte Haltung der lokalen Amtsträger beeindruckend, dass sich in den vielen Partizipationsaktivitäten und Maßnahmen der Übertragung von Erfahrungen aus den anderen Smarter Together-Städten zeigte. Damit gingen die Venezianer über die ursprüngliche Projektaufgabe weit hinaus und sind schon dabei, konkrete Maßnahmen umzusetzen.

Damit hat Smarter Together, die von der EU im Rahmen von „Horizon 2020“ geförderte europäische Smart City-Initiative tatsächlich das oder sogar mehr erreicht, als geplant: ein echter Katalysator für Innovationsprozesse zu sein, wobei die Betonung auf Prozesse liegt.

English Summary / Zusammenfassung in Englisch:

Venice: Smarter Together as a Catalyst of Innovation Processes

On 17th and 18th of October, Smarter Together met in an intensive lab session on replication in Venice, where local project partners presented their multitude of ongoing replication activities reaching far beyond the initial project goal of elaborating mere replication strategies. The meeting was supported by energy cities.
On one hand, the local Gazzerra district has all characteristics one would expect: outskirts, highway and train lines cutting it off from the historical center, traffic jams and peoples habits that are not likely to support climate friendly actions. On the other, the local project partners deployed a highly committed activism with numerous participatory and dialogue formats including a mobile urban living lab that had been inspired by the Viennese Model of “SIMmobile”. Promo-material for a questionnaire on a possible future e-carsharing uses photos from Vienna.
Participants from Vienna, Munich, Santiago de Compostela were invited to share again and with new local counterparts their hands-on experiences regarding change processes.
What definitively was striking was the high level of commitment and concrete and measurable activism of the local governance representatives that had used the EU-H2020-project as a catalyst for launching local societal innovation process.

Bojan Schnabl