10 Jahre mit Smarter Together
Scalable Cities Conference
Vom 26. bis 28. August 2025 fand in Lyon die European Climate Horizon 2030 Days (ECHO) statt, eine Scalable Cities-Konferenz, die von der Stadt Lyon und SPL Lyon Confluence ausgerichtet wurde. Fast 200 Teilnehmer, darunter Vertreter der Europäischen Kommission wie Philippe Froissard, Stadtvertreter, Forscher, Praktiker und Experten, trafen sich drei Tage lang zu Podiumsdiskussionen, Ortsbesichtigungen und Diskussionen über die Beschleunigung des klimaneutralen städtischen Wandels.
In seiner Eröffnungsrede erinnerte Lyons stellvertretender Bürgermeister Sylvain Godinot das Publikum daran, dass Innovation Teil der DNA Lyons sei. Mit mehr als 1,4 Millionen Einwohnern steht die Stadt vor Herausforderungen in den Bereichen Stadtplanung, Energieeffizienz und Wohnungsbau. Konkrete Maßnahmen wurden jedoch bereits ergriffen, darunter die Pflanzung von über 80.000 Bäumen, der Bau von drei neuen Straßenbahnlinien und die Erweiterung des Radwegenetzes um mehr als 200 km. SPL Lyon Confluence war führend bei der Erprobung neuer Ideen, während die Initiative Lyon 2030 mehr als 180 Organisationen zusammenbrachte, um den Wandel der Stadt gemeinsam zu gestalten. Lyons Fortschritte sind ein Beispiel dafür, was passieren kann, wenn Zusammenarbeit Veränderungen vorantreibt.
Gruppenfoto aller Konferenzteilnehmer*innen vor dem Konferenzgebäude.
Ein Netzwerk von 134 Städten und 28 Smart Cities and Communities
Dieser Geist der Zusammenarbeit knüpfte nahtlos an die Einführung von Scalable Cities durch Philippe Fournand an. Seit ihrem Start im Jahr 2014 ist die Initiative zu einem Netzwerk von 134 Städten gewachsen, das von 28 Smart Cities and Communities- und Positive Energy Districts-Projekten unterstützt wird, und hat mehr als 500 replizierbare Lösungen entwickelt. Im Laufe der Zeit hat die Initiative 23 Maßnahmenzuschüsse (insgesamt über 1 Million Euro) vergeben, 22 Expertenberichte erstellt und 33 Roadshows und 41 europäische Veranstaltungen organisiert. Neben den beeindruckenden Zahlen hat Scalable Cities eine echte Community aufgebaut: Menschen radeln durch den Schnee von Brüssel nach Amsterdam, fahren von München nach Lyon oder verbringen sogar 34 Stunden mit dem Zug durch Europa, um die Smart City Expo zu besuchen. Diese Geschichten erinnern daran, dass es beim Klimaschutz ebenso um Menschen wie um Politik geht.
Hans-Martin Neumann (Stadt Linz) stellte die Folgenabschätzung zur Replikation vor und betonte, dass politische Unterstützung, frühzeitige Einbindung der Stakeholder, zweckmäßige Governance, kontextuelle Anpassung und abgestimmte Finanzierung für die Ausweitung und Replikation von Smart-City-Lösungen von entscheidender Bedeutung seien.
Gruppenfoto auf Bühne
Bojan Schnabl, Dirk Ahlers beim Partizipations Workshop der Scalable Cities Konferenz in Lyon am 29.8.2025
Smarter Together Wien
Bojan Schnabl wurde als Vertreter von Smarter Together Wien gebeten in einem „Inspirierenden Kurzvortrag“ die Erfolgsfaktoren des Wiener Projektanteils dazustellen. Dabei ging er auf die notwendige Führungsrolle der Stadt ein, das Einbeziehen der Mitarbeiter der Stadt Wien und aller Projektakteure in den kokreativen Prozess sowie die Notwendigkeit die „Geschichte“ gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu erzählen. Auch Gamification oder das sog. „Governance Learning“ nannte er als Teil der Erfolgsgeschichte, die seit Projektende noch zahlreiche langfristige Ergebnisse (engl. „Outcomes“) lieferte.
In den Workshops schließlich zeigte sich, dass die klimagerechte energetische Transformation von Wohnraum in Wien als Teil des Grundrechts auf Wohnen angesehen wird und da deshalb auch gefördert wird, weil Marktmechanismen allein das Grundrecht auf Wohnen – und klimagerechte Transformation nicht gewährleisten können, weshalb eben notwendigerweise sozial orientierte Förderinstrumente auf Budgetmittel zurückgreifen müssen. (Abs. Ergänzt)
Klimaneutrale Städte sind erreichbar, wenn Bürger, Kommunen, Unternehmen und Forscher zusammenarbeiten.
Frans Veerspek, Vorsitzender des Koordinierungsrats, blickte auf vergangene Herausforderungen und den Weg in die Zukunft zurück und betonte, dass die Initiative „Scalable Cities“ wichtige Kapazitäten aufgebaut habe, um Städte zu Mission Cities zu machen. Die Skalierung erfolgreicher Pilotprojekte sei jedoch nach wie vor eine große Herausforderung. Städte müssten dringend handeln, langfristige Investitionen sichern und die Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger gewinnen. Andernfalls drohe die Klimawende zu stagnieren. Die Diskussionsteilnehmer, darunter Philippe Froissard, Sylvain Godinot, Frederik Ceulemans, Frans Verspeek und Mimi Eelman, waren sich einig, dass erfolgreiche Projekte starke Allianzen bilden, bei sich bietenden Gelegenheiten schnell skalieren, ehrlich mit Fehlern umgehen und die Bürgerinnen und Bürger als treibende Kräfte des Wandels und nicht als nachträgliche Überlegungen einbeziehen müssten.
Dieses Thema wurde auch in den Diskussionen über die Lebensqualität in Städten thematisiert. Die Referenten Thomas Osdoba, Christoph Gollner, Judith Cazas, Han Vandevyvere, Samuel Linzau und Lisa Enarsson betonten, dass Klimaneutralität mit Lebensqualität einhergeht. Gleichzeitig betonten sie den Wert frühzeitiger und kontinuierlicher Bürgerbeteiligung, der Anpassung an lokale Gegebenheiten und der Schaffung von Räumen, die den Bedürfnissen der Gemeinschaft entsprechen. Die Sitzung zu Politik und Lebensqualität wurde von Veronika Cerna moderiert, deren Moderation den Fokus auf praktische, bürgernahe Ergebnisse legte. Von Parks, die mit Beteiligung von Kindern gestaltet wurden, über Workshops, die Konfliktgruppen zusammenbrachten, bis hin zu Plattformen, die bereits zum Handeln motivierte Bewohner unterstützen, war die Botschaft klar: Erfolgreiche Klimawenden stellen die Menschen in den Mittelpunkt.
Die Teilnehmer nahmen die Dynamik des zweiten Tages mit und erkundeten die Lyoner Stadtteile Part-Dieu und Confluence. Sie besuchten Energiegemeinschaften, Projekte für kohlenstoffarme Mobilität, energieeffiziente Gebäude und Positive Clean Energy Districts. Zu den Stationen zählten der Bahnhof Gare de la Part-Dieu, das Gebäude H7 mit seinem Solardach, die Wohnanlage Ydeal, in der die Bewohner Solarenergie gemeinsam nutzen, das innovative Gebäude 2226 sowie die Plätze Charles Béraudier und Mandela, die integrierte Mobilitätslösungen präsentierten.
Am Nachmittag standen Präsentationen der besten Beispiele der einzelnen Reisen im Mittelpunkt. Im Rahmen des Projekts RESPONSE erkundeten die Teilnehmer den Stadtteil Fontaine d’Ouche in Dijon. Das Projekt reduzierte den Energieverbrauch von Gebäuden und leistete gleichzeitig Pionierarbeit für Frankreichs größtes kollektives Eigenverbrauchsprojekt. Weitere Sitzungen befassten sich mit den Herausforderungen der Gebäudesanierung und digitalen Zwillingsansätzen zur Dekarbonisierung der Mobilität in Barcelona, Lyon und Kopenhagen. Beispiele von +CityxChange, ATELIER und GrowSmarter unterstrichen den Wert einer engen Zusammenarbeit zwischen lokalen Behörden und Bürgern.
Auch die Empfänger des Scalable Cities Action Grant standen im Rampenlicht. Aus Lettland demonstrierte die Liepaja Smart City Roadmap die Kraft des Lernens von Stadt zu Stadt durch ein Mentoring mit Valencia. Das RECure-Projekt aus Modena, Italien, führte ein neues Governance-Modell für Gemeinden im Bereich erneuerbare Energien ein. Das MOPED-Projekt aus Debrecen, Ungarn, ließ sich bei der Entwicklung eines Positive Energy District Living Lab in einem Kindergarten vom IRIS Smart Cities Living Lab in Göteborg inspirieren. Der Tag schloss mit World Café-Sitzungen ab, bei denen die Teilnehmer Erfahrungen austauschten und gemeinsam die nächsten Schritte für die Skalierung von Energiegemeinden, sauberer Mobilität, effizienten Gebäuden und Positive Clean Energy Districts in ganz Europa entwickelten.
Der letzte Tag konzentrierte sich auf die Skalierung von Positive Energy Districts. Die Diskussionen umfassten Finanzierung, Governance und technische Lösungen sowie inspirierende Fallstudien. Lugano, Schweiz, hat digitale Anleihen im Wert von rund 400 Millionen Euro emittiert, während das Republica-Projekt in Amsterdam fortschrittliche Energiespeicher, lokale Märkte und nachhaltige Baupraktiken kombinierte, um ein lebendiges, gemischt genutztes Viertel zu schaffen. In Évora, Portugal, wurden bei sensiblen Nachrüstungen an UNESCO-Welterbestätten Photovoltaikglas, Oberlichter und Dachschindeln verwendet, die sorgfältig so konzipiert wurden, dass sie nicht sichtbar sind.
Die Redner betonten die Bedeutung des Aufbaus von Ökosystemen, die Kommunen, Unternehmen, Bürger und Investoren miteinander verbinden. Sie unterstrichen zudem die Notwendigkeit zuverlässiger Daten, einer langfristigen Governance und des Bewusstseins für Finanzierungslücken. Dirk Ahlers von der NTNU erinnerte die Teilnehmer: „Ein Positive-Energy-Viertel ist ein Prozess, kein Produkt.“ Carola Bosio vom ASCEND-Projekt hob drei wesentliche Voraussetzungen für die Skalierung hervor: eine starke Governance, ein klares Kostenverständnis und vertrauenswürdige Daten. Mimi Eelman aus Amsterdam brachte die Perspektive der Städte ein und merkte an, dass Positive-Energy-Viertel das städtische Leben verbessern können, der Erfolg jedoch eine solide Beschaffung, Räume zum Testen neuer Lösungen und engere Verbindungen zu Start-ups erfordert.
Die Konferenz schloss mit einer optimistischen Note: Klimaneutrale Städte sind erreichbar, wenn Bürger, Kommunen, Unternehmen und Forscher zusammenarbeiten. Die Initiative Scalable Cities bietet Möglichkeiten zum Wissensaustausch, zum Testen innovativer Lösungen und zum Aufbau dauerhafter Partnerschaften. Mehr als nur Zahlen hat sie eine lebendige und vernetzte Gemeinschaft aufgebaut, die sich engagiert
English Summary / Zusammenfassung in Englisch:
From 26–28 August 2025, Lyon welcomed the European Climate Horizon 2030 Days (ECHO), a Scalable Cities conference hosted by the City of Lyon and SPL Lyon Confluence. Nearly 200 participants, including European Commission representatives such as Mr. Philippe Froissard, city leaders, researchers, practitioners, and experts gathered for three days of panels, site visits, and discussions on accelerating climate-neutral urban transitions. In his opening remarks, Lyon’s Deputy Mayor, Sylvain Godinot, reminded the audience that innovation is part of Lyon’s DNA. With more than 1.4 million residents, the city is facing challenges around urban planning, energy efficiency, and housing. But, concrete steps have already been taken like planting over 80,000 trees, building three new tramway lines, and expanding the cycling network by more than 200 km. SPL Lyon Confluence has been at the forefront of testing new ideas, while the Lyon 2030 initiative has brought together more than 180 organizations to co-design the city’s transition. Lyon’s progress is an example of what can happen when collaboration drives change. That spirit of working together connected seamlessly to the introduction to Scalable Cities by Philippe Fournand. Since its launch in 2014, the initiative has grown into a network of 134 cities, supported by 28 Smart Cities and Communities and Positive Energy Districts projects and has created more than 500 replicable solutions. Along the way, the initiative has awarded 23 action grants (amounting to more than €1 million total), produced 22 expert reports, and organized 33 roadshows and 41 European events. Beyond the impressive numbers, Scalable Cities has built a real community, people cycling from Brussels to Amsterdam through snow, riding from Munich to Lyon, or even spending 34 hours on a train across Europe to attend the Smart City Expo. These stories are a reminder that climate action is about people just as much as it is about policy. Hans-Martin Neumann (City of Linz) presented the Replication Impact Assessment, stressing that political backing, early stakeholder buy-in, fit-for-purpose governance, contextual adaptation and aligned funding are essential to upscale and replicate smart city solutions. Bojan Schnabl, representing Smarter Together Vienna, was asked to outline the success factors of the Vienna project in an „inspiring short presentation.“ He addressed the city’s necessary leadership role, the involvement of City of Vienna employees and all project stakeholders in the co-creative process, and the need to tell the „story“ together with the local people. He also cited gamification, or so-called „governance learning,“ as part of the success story, which has delivered numerous long-term outcomes since the project’s conclusion. Finally, the workshops revealed that the climate-friendly energy transformation of living space in Vienna is viewed as part of the fundamental right to housing and is therefore supported because market mechanisms alone cannot guarantee the fundamental right to housing and climate-friendly transformation, which is why socially oriented funding instruments must necessarily rely on budgetary resources. (paragraph added) Reflecting on past challenges and the path forward, Frans Veerspek, Chair of the Board of Coordinators, stressed that the Scalable Cities initiative has provided essential capacity-building for cities to become mission cities, but that scaling successful pilot projects is still a major challenge. Cities need to act with urgency, secure long-term investment, and ensure citizen buy-in. If not, the climate transition is at risk of stalling. Panelists, including Philippe Froissard, Sylvain Godinot, Frederik Ceulemans, Frans Verspeek and Mimi Eelman, agreed that in order to succeed projects need to build strong alliances, scale quickly when opportunities arise, be honest about mistakes, and involve citizens as drivers of change rather than afterthoughts. This theme carried into the discussions on livability of cities. The speakers, Thomas Osdoba, Christoph Gollner, Judith Cazas, Han Vandevyvere, Samuel Linzau and Lisa Enarsson, emphasized that climate neutrality goes hand in hand with quality of life, while also pointing out the value of early and ongoing citizen involvement, adapting to local contexts, and creating spaces that reflect community needs. The session on policy and livability was moderated by Veronika Cerna, whose facilitation kept the conversation focused on practical, citizen-centred outcomes. From parks designed with children’s input, to workshops that brought together conflicting groups, to platforms supporting residents already motivated to act, the message was clear – successful climate transitions put people at the center. Carrying the momentum forward into the second day, participants explored Lyon’s Part-Dieu and Confluence districts, visiting energy communities, low-carbon mobility projects, energy-efficient buildings, and Positive Clean Energy Districts. Stops included the Gare de la Part-Dieu railway station, H7 building with its solar-powered roof, the Ydeal condominium where residents share self-consumed solar energy, the innovative 2226 building, and the Charles Béraudier and Mandela squares, which showcased integrated mobility solutions. In the afternoon, attention turned to presentations on best cases from each journey. For energy communities participants explored Dijon’s Fontaine d’Ouche district from the RESPONSE project which has reduced building energy use while pioneering France’s largest collective self-consumption effort. Other sessions looked at building renovation challenges and digital twin approaches to decarbonize mobility in Barcelona, Lyon, and Copenhagen. Examples from +CityxChange, ATELIER, and GrowSmarter highlighted the value of close cooperation between local authorities and citizens. Scalable Cities Action Grant recipients also took the spotlight. From Latvia, the Liepaja Smart City Roadmap showed the power of city-to-city learning through a mentorship with Valencia. The RECure project from Modena, Italy introduced a new governance model for renewable energy communities. The MOPED project from Debrecen, Hungary — drew inspiration from IRIS Smart Cities Living Lab in Gothenburg when developing a Positive Energy District Living Lab in a kindergarten. The day closed with World Café sessions, where participants exchanged experiences and co-designed next steps for scaling energy communities, clean mobility, efficient buildings, and Positive Clean Energy Districts across Europe. The final day focused on scaling up Positive Energy Districts. Discussions covered financing, governance, and technical solutions, with inspiring case studies. Lugano, Switzerland, has issued around €400m in digital bonds, while Amsterdam’s Republica project combined advanced energy storage, local markets, and sustainable building practices to create a vibrant mixed-use district. In Évora, Portugal, sensitive retrofits in UNESCO World Heritage sites used photovoltaic glass, skylights, and shingles carefully designed to not be visible. Speakers stressed the importance of building ecosystems that link municipalities, businesses, citizens, and investors. They also underlined the need for reliable data, long-term governance, and awareness of funding gaps. Dirk Ahlers of NTNU reminded participants: “A Positive Energy District is a process, not a product.” Carola Bosio of the ASCEND project highlighted three essentials for scaling—strong governance, clear understanding of costs, and trustworthy data. Bringing in a city perspective, Mimi Eelman from Amsterdam noted that Positive Energy Districts can improve urban living, but success requires robust procurement, spaces to test new solutions, and closer ties with start-ups. The conference closed on an optimistic note – climate-neutral cities are achievable when citizens, municipalities, businesses, and researchers work together. The Scalable Cities initiative has provided opportunities to share knowledge, test innovative solutions, and build lasting partnerships. More than the numbers, it has built a vibrant and connected community committed to scaling solutions that make cities more livable, resilient and climate neutral.
Quelle: https://smart-cities-marketplace.ec.europa.eu/news-and-events/news/2025/european-climate-horizon-2030-days-scalable-cities-conference (mit Ergänzung)